Heilen mit der Kraft der Natur

Schon vor Urzeiten – ja, zurückgehend bis zu den Neandertalern – haben Menschen die Pflanzen genutzt, die in ihrer Umgebung wuchsen. Natürlich zunächst deshalb, weil […]

Schon vor Urzeiten – ja, zurückgehend bis zu den Neandertalern – haben Menschen die Pflanzen genutzt, die in ihrer Umgebung wuchsen. Natürlich zunächst deshalb, weil sie nichts anderes hatten, um ihre Wehwehchen und ihre schweren Krankheiten zu bekämpfen. Medikamente aus der Pharmaindustrie gab es schlicht noch nicht. So sammelte man Kräuter, Blüten, Früchte, Wurzeln. Man probierte aus, was wogegen wirkt – und was besonders effektiv ist, wenn man es mischt. Manchmal wurden schon systematische Versuche gemacht, oft etwas zufällig entdeckt.

Von den Namen der vielen Frauen und Männer, die in diesem Bereich forschten, sind einige noch heute bekannt: Hippokrates etwa oder Hildegard von Bingen. Im Mittelalter allerdings wurden Pflanzenheilkundler teilweise wegen Hexerei verfolgt, obwohl parallel Heilpflanzengärten in den Klöstern angelegt wurden.

Alles längst vorbei, da doch heute Pillen in jeder Form und Farbe zur Verfügung stehen? Nein, keineswegs. Die Erfahrungen der Generationen vor uns haben die Pflanzenheilkunde, die Phytotherapie, entstehen lassen. Eine Alternative beziehungsweise Ergänzung zu chemischen Medikamenten, die permanent weiterentwickelt wird. Dabei nutzen sie auch Menschen, die darüber noch nie nachgedacht haben. Etwa in Form von Kamillentee, der den Magen beruhigt, oder von Johanniskraut, das gegen depressive Verstimmungen wirken kann.

Das Wort „Phyto“ kommt aus dem Griechischen und heißt „Pflanze“. Im 20. Jahrhundert führte der französische Arzt Henri Leclerc den Begriff Phytotherapie in die Wissenschaft ein. Nach der amtlichen Definition ist Phytotherapie die Heilung, Linderung und Vorbeugung von Krankheiten und Befindensstörungen durch Pflanzen oder deren Bestandteile. Ätherische Öle aus Pflanzen werden genauso eingesetzt wie Extrakte. Anders als in der Homöopathie werden die Therapeutika nach naturwissenschaftlichen Grundsätzen gewonnen. Es geht nicht um Alternativmedizin, sondern um einen Teil der Schulmedizin.

Im 18. Jahrhundert wurde damit begonnen, die Heilpflanzen systematisch zu erfassen. Einzelne Bestandteile von ihnen zu extrahieren, ist seit dem 19. Jahrhundert möglich. Außerdem wurde die Phytotherapie mit der Zeit immer mehr mit den neuesten Methoden der Wissenschaft betrieben. Natürlich gab und gibt es immer noch das auf Erfahrungen basierende Wissen, doch heute kann man eben auch erklären, warum etwas wie wirkt. Und das wird akribisch dokumentiert. So setzt sich die Erfolgsgeschichte fort, ja die Phytotherapie erlebt gerade einen Aufwind – ob in Form von Ayurveda oder der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) oder auch den originär europäischen Ansätzen.

Pflanzen haben ganz offenbar noch viele Geheimnisse, die es zu entdecken gilt. Zum Wohle der Gesundheit – sowohl vorbeugend als auch erhaltend und heilend.

Quellen:

https://www.gruenwalder.de/Wissenswertes/Phytotherapie/geschichte-phytotherapie.html

https://www.naturheilkunde.de/magazin/heilpflanzen-eine-jahrtausendealte-erfolgsgeschichte.html

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