Heilpflanzen aus Afrika im Fokus der Wissenschaft

In Afrika werden seit jeher Heilpflanzen in der Ernährung und Medizin verwendet. Den Menschen reichen dafür ihre positiven Erfahrungen, die von Generation zu Generation weitergetragen […]

In Afrika werden seit jeher Heilpflanzen in der Ernährung und Medizin verwendet. Den Menschen reichen dafür ihre positiven Erfahrungen, die von Generation zu Generation weitergetragen werden. Inzwischen aber interessiert sich auch die Wissenschaft für die Power aus der Natur. Ein Team eines Graduierten-Kollegs der Universität Bielefeld hat mit einem groß angelegten Projekt in Kamerun begonnen, das bis zum Jahr 2025 laufen soll. Ziel ist es zu untersuchen, warum welche Pflanzen wie wirken. Erste Ergebnisse zeigen: Die Anwendung von bestimmten Pflanzenteilen oder Baumsamen ist tatsächlich sinnvoll und es lässt sich herausfinden, welche Stoffe relevant sind.

In drei Laboren der Universität in Yaoundé werden Pflanzen untersucht, die in Mitteleuropa niemand kennt. Afrikanisches Stinkholz zum Beispiel oder African cherry. Sie wachsen in den Regenwäldern von Kamerun, aber auch in anderen Regionen des Landes oder sie stammen von lokalen Märkten. Manchen werden Wirkungen gegen Pilze, anderen solche gegen Bakterien zugeschrieben. Interessant ist die Breite der Einsatzgebiete: Sie werden verwendet bei Gelbsucht, bei Malaria, bei Fieber oder bei Erbrechen und gegen durch Pilze wie den Soorpilz verursachte Krankheiten. Und das sind nur ein paar Beispiele. Während die Einheimischen auf das Wissen ihrer Vorfahren bauen, setzen die Forscher auf modernste Technik, mit deren Hilfe sie bereits ein paar hundert Extrakte aus zahlreichen Heilpflanzen gewonnen haben.

Doch mit dem Extrahieren begnügen sich die Wissenschaftler nicht. Sie wollen auch wissen, warum die einzelnen Stoffe etwa antibakteriell oder antimykotisch wirken. Es werden sowohl Versuche im Reagenzglas als auch im lebenden Organismus durchgeführt. Und die ersten Ergebnisse sind durchaus beeindruckend: Bei mehr als 400 der Pflanzenextrakte konnte bewiesen werden, dass sich damit gegen Bakterien kämpfen lässt. 70 Extrakte sind eine Hilfe gegen Malaria auslösende Parasiten. In den Laboren wurden bisher zum Beispiel Stoffe der wilden Mango, des Moabi-Baums oder der Cola-Nuss analysiert. Letztere sind bekannt dafür, dass sie von der einheimischen Bevölkerung gekaut werden. Nun ist klar, dass offenbar das Koffein in der Kola-Nuss unter anderem Kopfweh verringert.

Die Forschergruppe in Kamerun untersucht aber nicht nur die traditionell verwendeten Heilpflanzen. Vielmehr ist das Team auch kreativ unterwegs. So hat es eine Seife entwickelt, die als Fungizid in der Gynäkologie eingesetzt werden kann. Möglicherweise wird dieses Beispiel Schule machen – und vielleicht sogar zu jungen Unternehmen führen, die Naturprodukte etwa für den europäischen Markt aufbereiten. Schon jetzt zeigt das Projekt in Kamerun, welch enorme Bedeutung die Artenvielfalt im Regenwald für die Gesundheit, aber auch in wirtschaftlicher Hinsicht hat. Geplant ist, die Naturheilstoffe inklusive ihrer Wirkungen in einem Buch darzustellen.

 

Quellen

https://www.deutschlandfunk.de/afrikanische-heilpflanzen-100.html

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