Neue Hoffnung im Kampf gegen Krebs?

Heilpflanzen haben ein enormes Potenzial – das belegen sowohl Studien als auch die Erfahrungen zahlreicher indigener Völker weltweit. Nicht umsonst liegt das Heilen mit der […]

Heilpflanzen haben ein enormes Potenzial – das belegen sowohl Studien als auch die Erfahrungen zahlreicher indigener Völker weltweit. Nicht umsonst liegt das Heilen mit der Kraft aus der Natur im Trend. Immer mehr Menschen vertrauen darauf und fragen Phytotherapie nach. Allerdings kann die keinesfalls bei allen Erkrankungen die Schulmedizin ersetzen. Ganz besonders gilt das für lebensbedrohlich, ja tödliche wie Krebs. Dennoch wird auch auf diesem Gebiet intensiv geforscht, was eine mögliche Unterstützung anderer Behandlungen durch Heilpflanzen angeht. Zum Teil kommen dafür sogar Experten aus fernen Ländern nach Deutschland, um hier traditionell angewandte Heilmittel mit modernen Methoden zu analysieren.

Beispielsweise ein Pharmakologe aus Äthiopien an der Universität Greifswald. In dem ostafrikanischen Land ist es für viele Menschen ganz selbstverständlich, auf Heilpflanzen zu vertrauen. Ja, sie benutzen Pflanzenpower auch für ganz andere Zwecke als die Ernährung und die Linderung von gesundheitlichen Problemen. Zum Beispiel werden die Blätter der Vernonie, der bitteren Scheinaster, zum Putzen verwendet, weil sie Bakterien bekämpfen können. Allerdings ist es zu einfach, von einer Wirkung etwa auf Oberflächen auf eine im menschlichen Körper zu schließen. Ja, Pflanzen können auch toxisch sein, weshalb in jedem Fall große Vorsicht geboten ist.

In Äthiopien setzt man auch heute noch sehr stark auf das Wissen von Heilern und hat Vorbehalte gegenüber Pillen und Co. aus der Pharmaindustrie. Ob Wunden der Haut oder um Erkrankungen von inneren Organen: Es gibt eine große Bandbreite an pflanzlichen Präparaten, die angeblich so gut wie alles heilen können. Auch gegen Krebs werden sie eingesetzt, wobei selbst Einheimische wie der äthiopische Wissenschaftler, der in Greifswald forscht, diese Praxis durchaus kritisch sehen. Zwar zeigen die Therapien mit Kräutern Erfolge, aber es ist eben auch möglich, dass es zu Vergiftungen kommt. Vor diesem Hintergrund könnte die wissenschaftliche Untersuchung traditioneller Heilpflanzen doppelten Nutzen bringen: Die Anwendung vor Ort würde sicherer und es könnten eventuell auf Basis der Erkenntnisse Arzneimittel entwickelt werden, die nach anerkannten Standards geprüft werden.

In puncto Krebs geht es letztlich darum, was die verschiedenen Heilpflanzen mit den Krebszellen machen und was mit den gesunden Zellen. Dafür müssen die Pflanzen erst einmal klassifiziert werden, was gar nicht so einfach ist, da sich etwa die Blätter oft ähneln. Noch in Äthiopien, in der Hauptstadt, werden Extrakte der relevanten Inhaltsstoffe gewonnen. Die Möglichkeiten, die an der Uni Greifswald bestehen, werden dann gebraucht, um die Wirkungen genau zu untersuchen. Spannend wird es bei den Extrakten, die selektiv toxisch sind. Denn: Genau das braucht man in der Krebstherapie. Fünf Pflanzenextrakte, die Hautkrebszellen angreifen, hat man schon gefunden – und auch festgestellt, dass sie gesunde Zellen unbehelligt lassen.

Erste Mut machende Ergebnisse also, aber es gibt noch viel zu tun. Das Material, mit dem sich forschen lässt, ist sehr reichhaltig, denn Äthiopien besitzt eine beeindruckende Artenvielfalt – und einen großen Erfahrungsschatz in der Bevölkerung, was Heilpflanzen betrifft. Besondere Aufmerksamkeit widmen der äthiopische Pharmakologe und sein Team der Gnidia, die in Äthiopien bei Melanomen und bei Brustkrebs verwendet wird. Auch hier wurde schon ein positives Ergebnis – bisher nur im Laborversuch – vermeldet, nämlich ein gestopptes Wachstum von Gebärmutterhalskarzinomen. So ist die Erforschung der antikanzerogenen Eigenschaften von afrikanischen Heilpflanzen ein Beispiel für die erfolgreiche Kombination von westlicher Wissenschaft mit jahrhundertealtem Wissen über die Heilkräfte der Natur.

 

Quelle

https://www.deutschlandfunkkultur.de/studien-ueber-indigenes-wissen-traditionelle-heilmittel-und-100.html

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